Predigt zur Konfirmation 2008

Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde!

Ob man es nun gern hört oder nicht, der heutige Tag Eurer Konfirmation hat auch etwas mit Geld zu tun. Nein – ich meine keineswegs, dass Ihr nur deshalb ein Jahr Konfirmandenunterricht auf euch genommen habt, um heute bare Münze einzusacken. Das sagte man früher den Konfirmanden immer nach, dass es ihnen nur ums Geld ginge. Wär ja auch kein Wunder, wo bei den meisten Menschen das Geld und der Besitz die Hauptrolle im Leben spielt. Aber, ihr wisst es längst, da gibt es auch noch etwas anderes, das man sich nicht kaufen kann: Freundschaft, Liebe, Lachen und Vertrauen zueinander. Das spielte besonders auf Eurer Konfafahrt eine große Rolle.
Wissenschaftler haben mal den Materialwert eines Menschen berechnet und sind dabei auf etwa 2 Euro gekommen. Würde man einen Menschen in seine chemischen Einzelteile zerlegen dann bestünde er zu gut 60 % aus Wasser, zu 16 %, aus Eiweiß , der Rest aus Stickstoff, Kalzium, Phosphor, Natrium und Eisen.
Alles in allem etwa 2 Euro wert.
Das gilt für den gesunden Menschen, aber jederZahnarztbesuch mit Füllungen und Zahnersatz erhöht natürlich den Wert, von künstlichen Gelenken und Prothesen mal ganz abgesehen. Vom Materialwert her betrachtet gilt also fast je kränker je teurer…., aber das nur am Rande. Gesund also nur 2 Euro – das ist nicht gerade viel!
Doch so kann man natürlich nicht denken, der Materialwert macht nicht den tatsächlichen Wert eines Menschen aus.
Jeder Mensch hat ganz andere Werte, innere und äußere. Der wichtigste Wert eines Menschen liegt darin, dass Gott ihn gewollt hat. Kein Mensch würde existieren, ohne dass Gott ihn ins Leben gerufen hätte.
Doch einen weiteren wichtigen Wert erhält der Mensch auch durch die Liebe seiner Eltern.
Erziehung, Geduld, Wärme und Zeit – alles unbezahlbar wertvolle Geschenke, die jeder von Geburt an empfangen darf.
Mancher hat das vielleicht längst vergessen oder ist enttäuscht vom Leben, von Freunden , von Schule, Beruf und Ehe. Dann entsteht sogar nicht selten das Gefühl, gar nichts mehr wert zu sein. Dann macht das Leben keinen Spaß mehr, dann vergeht einem das Lachen und manchmal rollen sogar Tränen.
Jesus hat einmal eine merkwürdige Geschichte erzählt.
Da gab ein Herr seinen Knechten jedem einen Geldbetrag und sagte zu ihnen: ich bin jetzt eine Weile unterwegs , macht was mit dem Geld solang bis ich wiederkomme. Und er ging weg.
Als er wiederkam, rief er seine Knechte. Da sagte der erste: schau mal, ich habe dein Geld verzehnfacht. Und der zweite sagte: Ich habe ihn verfünffacht. Beide wurden von ihrem Herrn gelobt. Der dritte aber sagte: Herr ich hab so Angst gehabt dass ich das Geld verlieren könnte oder dass ich am Ende gar nichts mehr hab, deshalb hab ich’s vergraben.
Mit diesem Knecht war sein Herr gar nicht zufrieden, vielmehr musste er sein ganzes Geld abgeben und wurde von seinem Herrn fortgeschickt.
Merkwürdigerweise nannte man früher diesen Geldbetrag, den der Herr seinen Knechten gab, auch „Talente“. Und vielleicht ist es ganz gut, wenn wir an dieser Stelle einmal nachdenken, welche Talente jeder einzelne von uns mitbekommen hat von seinem Herrn, unserm Gott. Man muss sie jetzt gar nicht alle aufzählen, die Talente, die jeder von uns hat. Manche Talente blühen ja ohnehin im Verborgenen und werden erst im späteren Leben entdeckt. So ist das vielleicht sogar mit dem wichtigsten Talent eines Menschen: Mit seinem Glauben. Warum der Glaube so wichtig ist? Nun das will ich euch gern sagen: Weil es mit dem Glauben um alles geht. Um unsere Beziehung zu Gott, um ein schönes Leben in dieser Welt und um das ewige Leben im Himmelreich.
Deswegen gibt es ihn übrigens, den Konfirmandenunterricht, weil wir euch eine gute Startposition für euren Lebenslauf geben wollen. Gott will, dass ihr an ihn glaubt und dass ihr aus diesem Glauben etwas macht, ihn nicht vergrabt oder damit sparsam umgeht, sondern dass ihr ihn vermehrt und dass ihr ihn verschwenderisch an andere Menschen weitergebt. Man soll euch anmerken, dass ihr zu Gottes guter Schöpfung gehört. Also macht was aus euren Talenten und vor allem aus eurem Talent zu glauben!
Und wer meint, dass andere viel besser glauben oder viel mutiger und begabter sind, über ihren Glauben zu reden, der lasse sich von solchen Glaubens- und Redekünstlern nicht entmutigen.
Viel größere Gefahr droht euch jedoch von denen, die euch euren Glauben ausreden wollen, die es einfach nicht für möglich halten, dass sich junge Menschen von heute noch zur Kirche und zur Gemeinde halten. Denen zeigt die rote Karte oder nehmt sie einfach mit hierher zu uns, jeder hat seine Chance – auch die Zweifler und Nörgler und Spötter. Und das was ich gerade den Konfirmanden empfohlen habe, das gilt genauso für Eltern und Verwandte und Freunde, und es gilt auch für die Kerngemeinde, die selbst dann noch in die Kirche geht, wenn die Konfirmation schon lange vorbei ist. Entdeckt euren Wert, entdeckt euren Glauben, entdeckt Gott neu in eurem Leben – er hat euch die Zeit dazu gegeben, der Countdown läuft, Amen.
(Pfarrer Olaf Seeger)

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