Büttenpredigt zum Karneval-Gottesdienst am 11. Februar 2024

Von Pfarrer Christopher Piotrowski.

Nachdichtung des Evangeliums Lukas 10,38–42

Jesus kommt an einen Ort –
zwei liebe Schwestern wohnen dort.
Sie laden Jesus in ihr Haus.
Die Einladung schlägt er nicht aus.

Dort tut er, was er gerne tut:
Er redet viel, das kann er gut.
Maria sitzt zu seinen Füßen
und will den Redefluss genießen.

Schwester Marta aber putzt,
wofür sie einen Lappen nutzt,
sie kocht und räumt ohn’ Ruh und Rast:
Das beste will sie für den Gast!

Kurzum: Sie ist sichtlich bemüht.
Doch als sie ihre Schwester sieht,
platzt ihr schlussendlich dann der Kragen:
„Jesus, kannst du mal was sagen!?

Maria hockt am Boden rum
und ich schaff mir den Rücken krumm!
Sie könnte mich mal unterstützen,
anstatt dort einfach rumzusitzen!“

„Marta, Marta!“, Jesus spricht,
„verdamme deine Schwester nicht.
Sie hat das gute Teil erwählt:
mir zuzuhören ist, was zählt.

Deine Sorge und dein Mühen
bringen dein Gemüt zum Glühen.
Du brauchst nun wirklich etwas Ruh.
Jetzt setz dich hin und hör mir zu.“

Lukas 10,38–42

Predigt

Jesu Gnade sei mit euch,
der Heilge Geist nicht von euch weich,
des Vaters Liebe sei euch nah.
Jetzt kommt die Predigt: Wunderbar!

* * *

Liebe Brüder, liebe Schwestern,
Folgendes geschah nicht gestern,
auch nicht im vergangnen Jahr –
wann genau ist nicht ganz klar.

Doch bitte, hört, was einst passierte,
ihn fast zur Katastrophe führte
jenen Mann, er hieß Ernst-Peter.
Doch eigentlich gemeint ist jeder.

Denn wie ihm kann es – gar nicht schön! –
letztendlich ja uns allen gehn.
Also, liebe Leut, habt Acht
und merkt auf das, was er gemacht:

Die Krankheit konnte er nicht wenden,
so musste jäh sein Leben enden.
Vom Schnupfen konnt er nicht genesen,
Ernst-Peters Leben ist gewesen.

Doch halt, vorbei ist’s so schnell nicht,
denn nach dem Tod kommt das Gericht!
Ernst-Peter tritt zum Richterstuhl:
Folgt Himmel? Folgt der Höllenpfuhl?

Man schaut Ernst-Peters Leben an,
auf alles das, was er getan
und kommt recht gnädig zu dem Schluss,
dass er wohl in den Himmel muss.

Doch Satanas die alte Schlange
nimmt den Armen in die Zange:
„Ernst-Peter, sage mir doch: Wann
hast du für Kirchens was getan?“

Ernst-Peters Stirne tropft vor Schweiß,
des Teufels Atem brennt ihm heiß
auf seiner Haut, auf sein Gesicht.
Er stammelt: „Äh, das weiß ich nicht.“

„Ach nein?“, schnarrt Satanas verschlagen.
„Du weißt es nicht? Ich kann’s dir sagen:
NIEMALS!“, brüllt er, „Niemals hast
ein Ehrenamt du angefasst.“

„Nun, das bedauere ich sehr,
denn dies Versäumnis wiegt sehr schwer.“,
urteilt der Richter und verdammt
Ernst-Peter streng zu Ehrenamt:

„Tausend Jahre sollst du dienen,
um für diese Schmach zu sühnen.
Danach kannst, soweit wir’s sehen,
du fröhlich in den Himmel gehen.“

„Ehrenamt? Klingt doch ganz fein,
wie furchtbar kann denn das schon sein?“,
denkt Peter sich. Doch nicht so schnelle,
es ist das Ehrenamt der Hölle.

Sein erster Tag im Ehrenamt
beginnt, so scheint es, recht entspannt:
Den Kirchdienst soll er heute machen.
Die Kerzen will er grad entfachen,

da sieht er, merkt und stutzt verdutzt:
Der Boden ist total verschmutzt,
verklebt mit Erde, Sand und Dreck.
„Na gut, putz ich das eben weg.“,

denkt Peter sich und sucht den Besen,
doch wo dieser sonst gewesen
ist, steht keiner mehr. Er sucht und sucht,
verzweifelt, ärgert sich und flucht.

Da merkt er: Seine Uhr ist sieben
Minuten nach zehn stehngeblieben.
Gottesdienst in acht Minuten:
Peter muss sich eiligst sputen!

Die Kerzen brennen auch noch nicht.
Eilig sucht er Flamme, Licht
und schaut am Ende ganz betroffen:
Die Dochte sind im Wachs ersoffen.

Die Zündhölzer woll’n auch nicht zünden,
ein Feuerzeug lässt sich nicht finden.
Er findet eins, doch wisst ihr was?
Dem Feuerzeug, dem fehlt das Gas.

Die Glocken läuten. Ernst erschreckt:
Die Lieder hat er nicht gesteckt!
Außerdem: Lektoren fehlen,
doch auf Ernst-Peter kann man zählen.

Deshalb muss er heute ran.
Der Pfarrer sagt: „Das geht spontan.“
Er gibt ihm einen Text und spricht:
„Du kriegst das hin, schwer ist das nicht.“

Doch jedes zweite Wort ein neues:
Wer ist Herr Odes? Wer Matthäues?
Die Gemeinde kichert, lacht:
Ob Ernst wohl je was richtig macht?

Es werden nun in diesen Tagen
Gemeindebriefe ausgetragen.
Es regnet, stürmt und donnert, schneit
und hagelt nur die ganze Zeit.

Ernst-Peter muss die Tour bezwingen.
Des Himmels Lohn will er erringen.
So stapft er durch den Schneematschregen,
kann sich vor Kälte kaum bewegen.

Die Schultern tragen einen Zentner
Briefe, dabei ist Ernst Rentner.
Sind Briefkästen auch eingeschlossen,
klingelt Ernst ganz unverdrossen.

Doch viele Türen bleiben zu.
„Wer bist du denn? Lass uns in Ruh!“,
brülln Leute durch die Sprechanlage.
Und andres, was ich hier nicht sage.

Am selben Abend noch steht dann
eine Sitzung auf dem Plan.
Die Zeit verrinnt, wird neun, dann zehn,
die ersten Leute müssen gehen.

Ernst-Peter aber harrt und bleibt,
sonst scheitert die Beschlussfähigkeit.
Es folgt Punkt einhundert und sieben:
Wo sind die Altardecken geblieben?

Alle schauen Ernst-Peter an,
der dafür wirklich gar nichts kann.
Doch das Gerücht hat ihn bestimmt
zu dem, der Altardecken nimmt.

Später soll er dann im Garten
noch das Laub zusammenharken,
Wiese wässern, Blumen gießen,
doch sieht Ernst nur Unkraut sprießen.

Schließlich wird es richtig bitter:
Man will, dass er Hühner fütter.
Den meisten ist es ja bekannt,
dass Hühner Sauriern verwandt.

Und so, statt friedlich Körner picken
sie ihm in die Finger zwicken,
wild nach seinen Händen hacken
und ihm auf die Schuhe hüpfen.

Alle schimpfen auf ihm rum,
was er auch tut, man nimmt’s ihm krumm.
Er schuftet, plant und baut und schafft
und fast hätt’s ihn dahingerafft,

wäre er nicht schon gestorben,
und zum Amt verdammt geworden.
So kommt er dann nach ein paar Wochen
elendst zum Gericht gekrochen:

„Bitte lasst mich hier heraus,
ich halt das Ehrenamt nicht aus!“

Der Richter sieht ihn seufzend an:
„Wahrlich, du hast viel getan.
Doch muss dein Ehrenamt geschehen,
sonst kannst du nicht den Himmel sehen.“

Da kommt dem Ernst eine Idee:
„Herr Richter, so wie ich das seh,
statt in die Hölle abzutauchen,
könnt doch der Himmel mich gebrauchen.

Dort könnt ich ehrenamtlich rackern,
und in Gottes Weinberg ackern.
Und man könnte sozusagen
dem Teufel so ein Schnippchen schlagen.“

Das gefällt dem Richter sehr.
Er holt Ernst-Peters Urteil her
und schickt Ernst-Peter Richtung oben,
wo Engelchen den Herrgott loben.

O welch ein Unterschied ist das:
Ganz plötzlich macht sein Amt ihm Spaß!
Man freut sich aneinander, dankt,
und niemand, der sich einfach zankt.

Stattdessen Lob und Sonnenschein
und gute Laune obendrein.
Besen da, die Kerzen brennen,
kein Verzweifeln, Sorgen, Rennen.

Die Hühner legen fröhlich Eier,
Altardecken sind da zur Feier,
man kommt zu Briefkästen hinein,
die Sitzungen enden um neun.

Doch eines Tags der Abfluss klemmt,
was die Toiletten überschwemmt.
„Was solln wir tun? Wer ist zugegen?“,
fragt Ernst die Ehrenamtskollegen.

Die winken ab. Und ja, sie lachen!
„Das? Das kann der Pfarrer machen.“,
und laden Ernst zum Essen ein:
So schön kann Ehrenamt auch sein.

Das alles, das ist wirklich wahr.
Wie im Flug ziehn tausend Jahr
vorbei wie nur ein Tag so heiter.
Und Ernst machte danach noch weiter.

Über den Teufel wir triumphieren,
wenn an Maria wir uns orientieren.
Nicht an Martas verärgertem Wüten,
vor solchem sollten wir uns hüten.

Auf Jesus hören, das tut Not,
das will von uns der liebe Gott.
Das sag ich allen, die heut kamen:
Das steht fest, so ist es. Amen.

* * *

Helau und Alaaf.