Erinnerungen an Pfarrer Olaf Seeger

Am 16. April wurde unser ehemaliger Pfarrer Olaf Seeger beigesetzt. Aus diesem Anlaß teilen ehemalige Weggefährten aus unserer Gemeinde ihre Erinnerungen und Gedanken an den Verstorbenen.

Himmel und Erde in der Kinderkirche

Besonders gern erinnere ich mich an die Kinderkirche montags in der damals noch funkelnagelneuen Arche. Unsere Kinder, die inzwischen teils schon selbst Eltern sind, lernten vieles, was ich auch noch nicht wusste. Zum Beispiel, was ein Menetekel ist, und wie man Himmel und Erde kocht. Die unvergessliche Oma Neuendorf war immer mit dabei. Manchmal gab es einen Sport-Wettkampf im Garten, von dem meine Tochter Sonja stolz eine frisch gedruckte Siegerurkunde mitbrachte. Das war Ende der Neunziger eine kleine Sensation, als noch wenige Menschen einen eigenen PC hatten.
 Einmal rannte der Hund Willy begeistert mit. Ich hatte ein bisschen Angst vor ihm, aber im Hause Seeger waren Tiere hochwillkommen. Einmal hatte ich mit Nikola Seeger und ihrer Freundin Vanessa ein ernstes kleines Stück im Flötenunterricht eingeübt. „Das haben wir letzte Woche bei einer Beerdigung gespielt!“ erzählte Nikola stolz. „Mein Vater hat im Garten einen Vogel begraben!“ 
(Nicht zu vergessen, dass meine Tochter Tine als Konfirmandin einen Tiergottesdienst halten durfte, 
bei dem ein riesengroßer Papagei in der letzten Reihe saß.)

Musik spielte bei Olaf Seeger eine besonders große Rolle, er schrieb ja auch selbst viele Lieder. Ein Lied war ganz einfach zu singen, aber plötzlich tauchte aus lautmalerischen Gründen ein Ton auf, den niemand traf. Das war anstrengend, aber auch lustig. Ob er enttäuscht war, dass es nicht öfter gesungen wurde?

In der Kinderkirche sangen wir natürlich auch Lieder, die nicht von Pfarrer Seeger waren. „Kommt der Tod ins Nachbarhaus“ hieß eines davon. Die Kinder reagierten ein wenig verwirrt auf diesen Text, aber er ließ sie nicht los, und Olaf Seeger sprach einfühlend mit ihnen darüber …


Viel später saßen wir wieder zusammen in der nun in die Jahre gekommen Arche, inzwischen selbst Großeltern geworden. Bei den „Plaudereien“ von Michael Koesling trafen wir uns gelegentlich an Freitagabenden. „Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern“, dachte ich dann manchmal, wohl wissend, dass in Goethes Faust der Teufel diesen Satz über Gott sagt. Am 9. März 2018 sollte wieder so ein Treffen sein. Mittags erreichte mich die Nachricht. Nun ist der Tod auch zu ihm gekommen. Unfassbar!
 Ich bin traurig.
Bettina Brümann

Ein Anfang

In besonderer Erinnerung ist mir der von Pfarrer Seeger durch Telefonkette und mündliche Weitergabe zusammengerufene spontane Bittgottesdienst am Abend des 11. September 2001. Vierzig bis fünfzig Menschen kamen in der Gnadenkirche zusammen, um nach den erschreckenden Nachrichten und Bildern des Tages Gemeinschaft vor Gott zu haben und Sorgen, Bitten und Eindrücke zu teilen.
Gudrun Forner

Frischer Wind

Durch Olaf hatte ich als ca. Neunjährige zum ersten Mal in meinem Leben angefangen, mich mit Religion, mit Gott zu beschäftigen. Gespräche mit Olaf bleiben mir als interessant und tiefgründig in Erinnerungen, ebenso der Konfirmandenunterricht mit ihm. Auch in seinen Predigten schaffte er es immer wieder, mich gedanklich einzufangen und mitzureißen — und um ganz ehrlich zu sein: seine Predigten sind bis heute die einzigen, die mir in Erinnerung geblieben sind.
Olaf Seeger hat sich für einen frischen Wind in der Gemeinde eingesetzt (z.B. durch „Gott am Abend“), was ich ihm hoch anrechne. 
Ruhe in Frieden, lieber Olaf!
Caro Heide

Ein begnadeter Prediger

Pfarrer Seeger war ein begnadeter Prediger, er wusste etwas von Gnade, vielleicht gerade, weil er kein perfekter Mensch zu sein schien (ich kenne ihn nur von den Gottesdiensten). Durch ihn leuchtete Gottes Gnade hindurch. Seine Predigten waren mit ein Grund, weshalb wir in der Gemeinde blieben, als wir aus dem lutherlosen südamerikanischen Protestantismus zurückkamen. Ein Dank an unseren Herrn, der in den Schwachen mächtig ist.
Annette Huschke

Einsatz für den Gemeindenachwuchs

Der Tod von Olaf ist ein plötzlicher Verlust, der viel zu früh ist. Meine Erinnerungen reichen
 von der Kinderkirche, zahlreichen Rollen im Krippenspiel zu Weihnachten über Konfirmationsunterricht bis hin zum Einsatz für die Gemeindeband PC Pusteblume ’99 — ich habe Olaf unheimlich viel aus meiner Kinder- und Jugendzeit zu verdanken. Er hat sich sehr stark für den Gemeindenachwuchs eingesetzt. Sein plötzlicher Abgang kam viel zu früh, aber ich werde ihn und sein Wirken für die Pichelsdorfer Gemeinde immer in Gedanken behalten.


Konstantin Körner

Ein Gesprächspartner

Wir lernten Olaf vor über 20 Jahren durch den Gemeindesport kennen. Andreas spielte damals im Verein Tischtennis und kam durch André Hielscher zur Kirchenmannschaft der Weinberggemeinde. So nach und nach wurden wir von Olaf ins Gemeindeleben eingebunden, machten mit bei Gemeindefesten, Kindergottesdiensten und Lektorendiensten. Wir freundeten uns bald mit Olaf und seiner Familie an, und Andreas wurde sogar später Patenonkel von Florian. Später taufte Olaf auch unsere beiden Töchter.
Die gemeinsame Zeit mit Olaf war von vielen guten Gesprächen und Humor geprägt, und wir haben oft zusammen diskutiert, philosophiert und gelacht. Ohne ihn wären wir vielleicht nicht so lange in der Gemeindearbeit aktiv gewesen, bzw. gar nicht erst in die Gemeinde gekommen. Er hat viele Jahre unseres Lebens mit geprägt.
Die folgenden Worte beschreiben am besten, wie wir ihn in Erinnerung haben: 
sehr visionär — lustig — eckig und kantig — keck — schlagfertig — rastlos — Berliner Schnauze — unkonventionell — die wildeste und schnellste Rückhand in ganz Pichelsdorf — hartnäckig — immer den Schalk im Nacken …
Kirstin und Andreas Krensel

Lustig und streng

Auch mich hat die Nachricht sehr erschreckt. 
​Ich wurde von ihm 2004 konfirmiert. Ich erinnere mich gerne an die Konfizeit zurück. Olaf war lustig und locker, wenn es aber darauf ankam, konnte er auch mal streng sein.
​Christina Kunkel

Begeistert für Musik und voller Ideen

Olaf war jemand mit einem unglaublichen Musikinteresse und einer Offenheit auf diesem Gebiet, die es nur selten gibt. Er bekannte sich gern als Fan von barocker Musik, insbesondere wenn Gamben oder ähnliches eingesetzt wurden. Aber auch der moderneren Musik stand er positiv gegenüber. Als z. B. Gottfried die Band „Sp-Echt“ gründete, war er bei der Gestaltung von Gottesdiensten in Pichelsdorf (anders als in Laurentius) sofort ein gern gesehener Akteur. Band und moderne Musik insgesamt haben Olaf zu immer neuen Ideen für Jugendgottesdienst oder anders gestaltete Gottesdienste (wie „Miss you“, „Gott am Abend“) inspiriert. Auch die Fusion und die Zukunft der Gemeinde waren ihm Anliegen, die von Herzen kamen. Wir haben viel gemeinsam diskutiert, und diese Gespräche haben mich sicher auch in meiner Persönlichkeit geprägt. Ja, Ideen hatte er immer viele — bei der Umsetzung hat er sich allerdings auch gern zurückgehalten. Was mich auch fasziniert hat, war, dass er sich auch im Alter noch ändern konnte: waren früher die Arbeiten, die andere für die Gemeinde übernahmen, für ihn selbstverständlich, so hatte er in den letzten Gottesdiensten, die ich erleben durfte, fast immer ein kleines Lob für die andern — egal, ob Blumenschmuck, Begrüßungsdienst, Musik — übrig und das auch unabhängig davon, ob Ehrenamtliche oder Hauptamtliche. Olaf hat viel in unserer Gemeinde bewegt, oft auch unbewusst, und sicher ist: Seine Arbeit und Prägung werden bleiben und in dieser Gemeinde weiterleben.
Heike Moser

Ein Begleiter

Lieber Olaf,
seit meiner frühesten Kindheit hast du meinen Weg in den verschiedensten Phasen begleitet. Ob zu Beginn in der Kinderkirche, bei Krippenspielen, als Konfirmandin, später an deiner Seite als Lektorin, gabst meinen geliebten Omas das letzte Geleit und zu guter Letzt trautest du mich und meinen Mann mit Gottes Segen. Letzteres war schon von klein auf mein Wunsch gewesen, und ich bin sehr dankbar, dass mir dieser Wunsch gewährt wurde.
Du hattest ein großes Talent, Menschen mit Worten zu erreichen und zu berühren. Deine Predigten waren stets lehrreich, interessant und der heutigen Zeit angemessen.
Einst schicktest du mir und einigen anderen per Mail einen Link mit Predigten von dir, die auf der Internetseite www.erf.de nach zu hören sind. Diese sind ein schöner Nachlass für all jene, die gerne deiner Stimme gelauscht haben. Dort ist u.a. zu folgendem Bibelvers eine schöne Predigt von dir zu hören.
Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. (1. Thess. 5,18)

(…) Vielleicht ist Dankbarkeit ein Schlüssel, der Türen zu anderen Menschen öffnet, die sich sonst nie öffnen würden. (…) Was können wir tun, um darauf angemessen zu reagieren? (…) Kleine Gesten der Dankbarkeit und Wertschätzung. Wann fangen wir damit an? Heute noch oder wenigstens gleich morgen?

Deine Julia Neuendorf-Fahr

Ein Macher

Mir ist es ein großes Anliegen, aus Anlass des Todes unseres langjährigen Pfarrers Olaf Seeger einmal zu würdigen, was unsere Gemeinde seiner Initiative zu  verdanken hat. Mir fallen viele Dinge ein:

  • Zuerst hat er den GKR überzeugt, Frau Dr. Zimmermann als Küsterin und Herrn Koesling als Diakon einzustellen.
  • Besonders viel Einsatz hat er investieren müssen, um den Gemeindekirchenrat von der Notwendigkeit eines Neubaus besonders für die Arbeit mit Jugendlichen zu überzeugen. Er hat einen Architekten gefunden und die Finanzierung geklärt; und heute ist die so entstandene Arche schon 23 Jahre gut genutzt in Betrieb.
  • Pfarrer Seeger ist auch der Ersatz der Bänke durch Polsterstühle und die Ergänzung von drei freien Kirchenfenstern durch künstlerisch gestaltete Motive (Arche Noah und Himmlisches Jerusalem) in der Gnadenkirche zu verdanken.
  • Er hat die Bildung eines Fördervereins für die damals noch selbständige Gemeinde Pichelsdorf veranlasst und hat dort den 2. Vorsitz übernommen. Der Verein finanziert die Betreuung von Senioren durch unseren Sozialarbeiter Sieke Seimetz, der mit einem weiteren Stellenanteil eine offene Tischtennisgruppe der Gemeinde weiter betreut, die Olaf Seeger lange Jahre mit viel Können und Herzblut selbst geführt hat.
  • Mich hat gefreut, dass er vielen Gemeindegliedern freie Hand lassen konnte bei der Realisierung eigener Initiativen. So auch mir z.B. bei der Mitgestaltung von Wochenschlussandachten, bei der Begleitung von Konfirmandenfahrten und beim Bau der Arche.
    Ein besonderes Geschenk für meine Frau und mich war Olaf Seegers Unterstützung bei der Durchführung der Glaubenskurse Stufen des Lebens, die wir zusammen mit ihm kennen gelernt und liebgewonnen hatten.

  • Pfarrer Seeger setzte sich auch für die Fusion von Pichelsdorf und der Laurentius-Gemeinde ein, nach deren Vollzug er die Schwerpunkte seiner Tätigkeit allerdings verlagerte.

Dieter Petrick

Ein Ermutiger

Ich erinnere an gemeinsame Familienfreizeiten u.a. in Bad Alexandersbad oder Crailsheim, an die wir uns als Familie immer wieder gerne erinnern; an eine Silvesterfahrt nach Stralsund; an viele Familienaktivitäten; die Kinderkirche, die Olaf immer montags gemacht hat und aus der viele Freundschaften, die bis heute bestehen, hervorgegangen sind.
Und ich bin immer noch dankbar für ein sehr intensives seelsorgerliches Gespräch mit Olaf, das mir sehr geholfen hat.
Ich erinnere mich an die Salbungsgottesdienste, die ich als Gottesdienst-Besucher oder als Mittuender erlebt habe, die mich ganz tief in meinem Inneren berührt haben und wunderbare Glaubenserfahrungen waren und noch immer sind.
Ute Quast

Freund und Förderer

Ich danke Olaf für seine Freundschaft und Seelsorge in einer schwierigen Zeit. Dank auch dafür, dass ich für die Gemeinde Kirchenfenster entwerfen durfte, um damit Gott für die mir gegebene Gabe zu danken. Ich werde ihn in lieber Erinnerung behalten.
Ruth Schranz

Treu und verletzlich

Lieber Olaf!
Zum letzten Mal möchte ich Dir heute von Herzen dafür danken, dass du mich in unsere Gemeinde geholt hast und mir so dazu verholfen hast, das richtige Plätzchen im Leben zu finden!
Ich bin mir sicher, dass deine Seele, die ich in all den Jahren als so facettenreich wie bei kaum einem anderen Menschen erlebt habe, nun bei unserem Gott ihre Ruhe gefunden hat. Sie konnte so treu und freundschaftlich, aber auch so verletzlich und voller Misstrauen gegenüber den Menschen sein, so beschwingt bei der von Dir so sehr geliebten Musik, geprägt von einem gewaltigen Wissen und einem wunderbaren Rede- und Improvisationstalent, aber in den letzten Jahren auch von Trauer und Einsamkeit.
In diesem Sinne grüßt Dich bis zum Wiedersehen im Reich Gottes
Dein Sieke Seimetz

Wegbereiter

Gemeldet und verwurzelt war ich noch in St. Nikolai, wohntechnisch gehörte ich aber schon durch unseren Umzug zur Laurentius Gemeinde, in der es mir nicht leicht fiel, aktiv Fuß zu fassen. Gelegentlich besuchte ich mit meinen Kindern daher auch Gottesdienste in der Gnadenkirche, und unsere älteste Tochter wollte da auch konfirmiert werden. Eines Tages drückte mir Olaf einen Umfragebogen in die Hand. „Renate, Du hast noch keinen ausgefüllt und abgegeben! Vergiss nicht Deine Hobbies einzutragen, die interessieren mich!“ Etwas erstaunt und verdattert antwortete ich, „Volleyball ist ein wichtiger Teil meines Lebens! Manchmal spiele ich dreimal die Woche Volleyball, und wenn es sich ergibt, im Sommer zusätzlich noch Beachvolleyball im Südpark! Aber was hat eine Kirchengemeinde davon, das zu wissen?“ Ich staunte nicht schlecht, als ich eines Tages eine Einladung zu einem Gemeinde-Volleyballnachmittag erhielt. Olaf hatte extra eine Halle in Reinickendorf angemietet und zwei Volleyballmannschaften aus Gemeindemitgliedern mobilisiert. Nie werde ich diesen gemeinsamen sportlichen Spaß vergessen. Ich bin dadurch mit Gemeindemitgliedern vertraut geworden, und Olaf hat mir dadurch den Weg in die Gemeinde geebnet. Dafür bin ich Dir, lieber Olaf, sehr dankbar und werde mich daran immer sehr gerne zurück erinnern, wie an Deinen Rückhalt, wenn man neue Ideen für die Gemeinde oder um Menschen für Gottes Wort zu begeistern hatte. Durch Dich ermutigt durfte man sich ausprobieren, Du warst offen für Neues und zu begeistern! Danke, dass Du es gewagt hattest, mit einem Konfijahrgang in die Klostermühle zu fahren. Danke für die gemeinsame Teilnahme am Gemeindeerneuerung-Kurs in Niederhöchstadt und vieles mehr.
Nur in Ungnade durfte man bei Dir nicht fallen, lieber Olaf, aber gerade dies hat mich eigentlich noch mehr gelehrt, mich alleine auf Gottes Gnade und seine Hilfe zu verlassen und IHM allein zu vertrauen. Gott treu zu sein, wenn es unbequem wird, das hat uns dann doch wieder verbunden. Deshalb bin ich Dir auch für Deine dunklen Seiten dankbar, so schwer sie auch manchmal zu ertragen waren.
Renate Strehlow

Olaf Seeger im Ruhestand
Ein letzter Gruß der Gemeinde