Büttenpredigt zum Sonntag Estomihi 2023

von Pfarrer Christopher Piotrowski zum Predigttext 1. Korinther 13, das „Hohelied der Liebe“.

Paulus schreibt: 1Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. 4Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

1. Korinther 13

Helau, Alaaf und guten Morgen!

Der Kern des Lebens von uns Christen,
ist Liebe – ach, dass wir dies alle wüssten!

Und zwar nicht Reden von dem Lieben,
sondern sich im Lieben üben.

Doch Üben, weiß schon Paulchen klein
kann mühevoll und Arbeit sein.

Und dass die Menschen eher faul,
weiß freilich auch Apostel Paul.

Drum hat er uns zum Thema Lieben
was Längeres mal aufgeschrieben:

Was Liebe sei, was Liebe mache,
dass man nicht über andre lache,

dass Liebe immer freundlich sei,
noch jeden dummen Streich verzeih,

die Wahrheit sucht, das Schlimme duldet,
selbst dann, wenn einer was verschuldet.

Nun, so sollten Christen wissen,
wie sie denn jetzt leben müssen.

Ab in’ Umschlag, Marke drauf,
nimmt der Korintherbrief sein’ Lauf.

Und heute können wir drin lesen
zu wissen, um der Liebe Wesen.

Doch graust es uns, schaun wir die Welt:
Was andres ist, was vielen zählt:

Statt Glauben, Hoffen, Lieben
viel Rauben, Stopfen, Kriegen.

Ein Diktator im Osten sprach:
„Die Liebe hält mich nächtens wach.

Ich lieb mein Volk so viel, so sehr,
ich wünscht, ich hätt’ davon noch mehr.

So will ich nun aus lauter Lieben
die Landesgrenzen westwärts schieben.

Und dabei noch die vielen netten
Menschen dort vor Nazis retten.“

Ob die das gleich auch gar nicht wollten,
doch zu spät: die Panzer rollten.

Wo sind nun Glauben, Hoffen, Lieben
in Hunger, Pest und Krieg geblieben?

Doch ehrlich muss man solches sagen:
So lief es schon in alten Tagen.

Was Liebe sei, wird grob verdreht,
wodurch viel Leid und Not entsteht.

Drum lasset uns, voll Gottvertrauen
nochmal auf Paulus Worte schauen.

Das Wichtigste ist: nicht verzagen
an dunklen und in düstern Tagen,

denn alle Dunkelheit vergeht,
stattdessen Dreierlei besteht

von Anfang an in Ewigkeit
und gestern, heut und alle Zeit

und immer ist dies klarer Fall:
Glaube, Liebe, Hühnerstall!

Moment einmal, ich glaub hier fehl ich:
War’s „Hühnerstall“? Nicht „sonnenselig“?1

Das Banner, auf dem solches stand,
ganz unverhofft des Nachts verschwand.2

Nein, wirklich, was hat Paul geschrieben?
Hier steht es: Glauben, Hoffen, Lieben.

Doch selbst bei Kirchens bleibt oft offen:
Auf welche Zukunft wir denn hoffen.

So sind wir Menschen – ich sag’s ja nur –
und folgen meist unsrer Natur,

die leider eher oft als selten
macht, dass wir uns so verhälten,

wie Paulus es wohl hätt’ missfallen,
weshalb er ja uns schrieb, uns allen:

Gottes Liebe, seine Kraft
in Christus uns das Leben schafft.

Die Liebe ist Sieger, rege ist sie bei Leid.3
Das schrieb einer, der war sehr gescheit,

denn wie man’s dreht und wende,
die Liebe siegt am Ende.

So sag ich’s allen, die heut kamen:
Das steht fest, so ist es. Amen.

(Und kann wer hierüber nicht lachen,
muss er sich selbst ’nen Reim drauf machen.)

Helau und Alaaf.


1 Der Kirchenkreis Spandau hat in 2022 eine Banner-Aktion ins Leben gerufen, bei der jeder kirchliche Ort (Kirchen, Gemeindehäuser, Kitas, Verwaltungsgebäude …) mit einem Banner versehen wurde, auf dem die Worte „Glaube, Liebe“ stehen. Diese werden von einem dritten Wort ergänzt, das nicht „Hoffnung“ lautet, aber den Standort beschreibt. An der Gnadenkirche Pichelsdorf hing ein Banner mit der Aufschrift „Glaube, Liebe, Hühnerstall“ und an der Laurentiuskirche „Glaube, Liebe, sonnenselig“.

2 Nach einer kontroversen Diskussion bei der Gemeindeversammlung über die Banneraktion des Kirchenkreises wurde das Banner an der Gnadenkirche („… Hühnerstall“) von Unbekannten entfernt.

3 Bei diesem Satz handelt es sich um ein Palindrom. Man kann ihn sowohl von vorne nach hinten als auch von hinten nach vorne lesen.